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15.04.2021 | Rückblick
 

75 Jahre (Kirch)Gemeinde Linden


Die Dankbarkeit ist ein Schutzfaktor in schwierigen Zeiten. Das hält der Bericht des BAG zur «Psychischen Gesundheit» fest. Darum sollten wir in Linden das 75 Jahre-Jubiläum unserer Gemeindefusion nicht auslassen.

Am 1. Januar 1946 schlossen sich die damals drei Gemeinden auf dem Gebiet der Kirchgemeinde Kurzenberg zu einer einzigen Gemeinde zusammen. Einwohner- und Kirchgemeinde nahmen dabei den neuen Namen «Linden» an.

75 Jahre (Kirch)Gemeinde Linden

Gefeiert wird im Herbst: Am 16. und 17. Oktober planen Einwohner- und Kirchgemeinde Linden ein grosses Fest. Unter dem Motto "zäme zrügg - zäme füre luege" gibt es auch schon im September Erlebnisse fürs Publikum: Einen Erlebnisweg mit unseren Vereinen und Körperschaften "Linden (er)lebt" und eine Outdoor-Fotoausstellung. Der Fotowettbewerb startet bereits jetzt auf der Website 75jahre-linden.ch!

Der schöne Name «Linden» ist neu. Doch der neue Name könnte schon ein alter Name unseres Ortes gewesen sein. Als Anna Seiler, eine reiche Burgertochter, 1354 ihr Testament aufsetzte, nannte sie darin auch ein Gut «ze Linden», das sie einer Elline Dorfmann vermacht. Nun, es gibt viele Orte und Ortsteile im Bernbiet, die mit «Linde» oder «an Linden» bezeichnet werden.

Lauter alte neue Namen

Etwas sicherer ist der (älteste?) Hinweis von 1298, wo ein Ulrich Schwendler (=Schindler?) jährlich «ein Pfund Silber seines Eigentums, gelegen zu Birmos» dem Kloster Interlaken vermacht. Dafür soll dort eine Totenmesse für ihn und seine Familie gelesen werden.

Als 1350 dann ein Nachkomme, Heinrich Schwendler, «die Hälfte eines Gutes zu Birmoos bei Diesbach an Peter von Krattigen» verkauft, stehen «Cünrat und Nyclaus von Rekenwile (=Reckiwil), gebrüdera» als Zeugen zur Seite. Und ein Vertrag von 1353 beginnt: «Ich Nyclaus von Uwelenest (=Aulennest) ... [han] verköft ... den halbteil der schüppossen (Gehöfte) gelegen ze Birmos, in der parrochi (Pfarrei) von Diesbach, ... da der ander halbteil ist Johans Schindelbergs».

Und so finden wir in den alten Akten die bekannten Ortsbezeichnungen «Schönthal» (1299), «Otterbach» (1308), «Bernswant» (=Barschwand, 1355) und «Stringeistat» (=Strangstall? 1359). Auch Eigennamen klingen nicht fremd, etwa der Zeuge «Wernher Gerwer, und ander erber lute (ehrbare Leute)». Ich musste mir allerdings sagen lassen, dass die heutigen Gerber im Reckiwil noch nicht 600 Jahre ansässig sind!

Die neue Freiheit ist teuer

Zur Zeit des Ancien Régime gehören die Dörfer am Buchholterberg und am Kurzenberg zur Herrschaft – und damit auch zur Kirchgemeinde – Diessbach. Nach den napoleonischen Wirren und einer Zeit des Zentralismus (Helvetik) bilden sich 1833 die Einwohnergemeinden. Im Gebiet des Kurzenbergs gibt es gleich fünf davon: Barschwand, Schöntal, Ausserbirrmoos, Innerbirrmoos und Otterbach.

Schon 1827 erbaut die zuständige Kirchgemeinde Diessbach ein zentrales Schulhaus «bei der Linde», wo heute die Gemeindeverwaltung steht. In diesem Schulhaus wird wohl auch die Kinderlehre vom Pfarrer oder einem Pfarrhelfer gehalten.

1837 erhebt der Berner Regierungsrat das Gebiet der fünf Kurzenberger Gemeinden zu einer «Helferei»; es ist jetzt nur noch teilweise von Diessbach abhängig. Im Schulhaus werden eigene Gottesdienste abgehalten. Der Bau von Kirche (1849) und Pfarrhaus (1853) zementiert die Eigenständigkeit. Mit Beschluss von 1860 erhebt der Regierungsrat die Kirchgemeinde Kurzenberg in die Selbständigkeit.

Die Kirchgemeinde verwaltet auch die Schule und die gemeinsame Feuerwehr der fünf Dörfer. Aber die Eigenständigkeit der kleinen (und armen) Dörfer ist teuer. Darum werden – nach einigem Widerwillen – 1888 Barschwand und Schöntal Teil der Gemeinde Ausserbirrmoos.

Die Fusionitis geht weiter

Um 1900 bestehen noch immer drei Einwohnergemeinden auf dem Gebiet der Kirchgemeinde Kurzenberg. Aber der Umgang mit der Kirche beweist, dass man durchaus das Gemeinsame pflegt: Die Renovation 1910, der Einbau einer (früheren) Orgel 1912 und die Gestaltung des roten Christusfensters 1938 waren teure Investitionen, die man gemeinsam trug.

Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) schien der geeignete Zeitpunkt für einen Zusammenschluss gekommen. Man war allerdings nicht von Anfang an ein Herz und eine Seele. An der Gründungsversammlung am 15. Dezember 1945 ging es hoch her. Um die Sitze im Gemeinderat wurde zäh gekämpft, und die Ausserbirrmösler mussten vorerst klein beigeben...

Ab dem 1. Januar 1946 hiessen nun Kirchgemeinde und Einwohnergemeinde beide «Linden», und seither ziert das Dorfwappen eine Linde, genauer gesagt: «In Silber auf einem grünen Dreiberg eine grüne Linde mit rotem Stamm, belegt mit drei goldenen Sternen».

Eine Kirche, ein Dorf

Die Dufourkarte von 1869 zeigt, dass vor 150 Jahren im Ortskern unseres Dorfes, um die Kirche, nur vereinzelte Häuser stehen: Das Pfarrhaus, das Schulhaus, zwei Gasthäuser. Aber – und das mag überraschen –: Der Ort ist schon damals mit «Linden» angeschrieben, nicht mit «Kurzenberg».

Dieser heutige Dorfkern liegt auf der Wasserscheide, auf der Passhöhe. Er ist der natürliche Scheitelpunkt. Hier standen die Gasthäuser mit der Post, hier wurde die Kirche erbaut. Und auch wenn es nicht vorauszusehen war: Heute stehen Kirche und Friedhof mitten im Dorf, umgeben von Ladengeschäften, Wohnquartieren, Schulhaus und Gemeindehaus.

Es ist kein Zufall, dass Kirche und Dorf in Linden eine enge Verbindung pflegen. Aber selbstverständlich ist es nicht. Mit jedem Schlag, mit jedem Geläut rufen unsere zwei Glocken uns auf zur Dankbarkeit für unser schönes Daheim in Linden.

Quellen

  • Beat Weber (2009): «170 Jahre Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Linden 1839–2009.» [Festschrift], Linden: Eigenverlag.
  • Fontes Rerum Bernensium, Link
  • Geschichte der Gemeinde Linden, Link
  • Historische Karten der Schweiz, Link
     

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